Meine 5 Do’s and Don’ts in Sachen Kinderernährung – Plaudern aus dem Nähkästchen

Carina Palm Diätologin aus Graz und dem Murtal genießt mit ihren Kindern den Ausblick in die Natur. Sie schreibt über Kinderernährung und die Prägungen des kindlichen Essverhaltens.
Meine beiden Jungs und ich

Einblick in die Realität der Kinderernährung und des Essverhaltens

Seit ich Mama geworden bin, erlebe ich immer wieder, wie viel Aufmerksamkeit das Thema Kinderernährung generiert. Ob bei
Familienfeiern, im Freundeskreis oder während meiner Ernährungsberatungen –
häufig höre ich Fragen wie: „Dürfen deine Kinder Süßigkeiten essen oder einen
Saft trinken?“ oder „Ernähren sich deine Kider immer gesund?“ Viele Menschen
glauben, dass bei mir als Diätologin alles perfekt läuft und meine Kinder
ausschließlich gesund essen.
Doch die Realität sieht anders aus. Auch bei uns gibt es
Tage, an denen Schokolade hoch im Kurs steht oder ich Mittags nur schnell eine
Eierspeise zubereite. Und das ist völlig in Ordnung. Was ich im Laufe der Zeit
gelernt habe – und was ich auch in meiner Ernährungsberatung für Kinder betone
– ist, dass es nicht um Perfektion geht. Vielmehr steht im Vordergrund, gesunde
Gewohnheiten zu etablieren, ohne dabei den Spaß am Essen oder den Genuss aus
den Augen zu verlieren.

Kinderernährung: Mehr als nur gesundes Essen

Warum ich diesen Blog schreibe?
Weil ich der Meinung bin, dass sich heute viel zu viel um das WAS dreht beim Thema Kinderernährung. Also was soll auf den Teller? Welche Nährstoffe sind wichtig? Ist genug Obst und Gemüse dabei? Versteh mich bitte richtig. Das alles ist wichtig. Aber es gibt auch Punkte, die mindestens genau so wichtig sind. Nämlich das ganze Drumherum. In meinen Workshops und Vorträgen zur Ernährung betone ich
immer wieder, dass es nicht nur wichtig ist, was Kinder essen, sondern
auch wie sie es tun. Essgewohnheiten entwickeln sich durch alltägliche
Rituale, die Atmosphäre am Esstisch und das Vorbild, das wir als Eltern geben.
Eine gesunde Kinderernährung sollte daher entspannt ablaufen und vor allem
Freude am Essen vermitteln. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern darum,
langfristig gesunde Gewohnheiten zu fördern. In meiner individuellen
Ernährungstherapie in Graz und im Murtal liegt der Fokus genau darauf: Genuss und
Wohlbefinden im Einklang mit einer ausgewogenen Ernährung, die die Gesundheit
nachhaltig stärkt.

Meine 5 Don’ts in der Kinderernährung

Keine Diät-Sprache vor Kindern

Aussagen wie „Ich mache heute Dinner Cancelling“, „Ich esse heute nur Gemüse“, „Ich trinke nur einen Proteinshake“ oder „Ich esse nur einen Riegel, weil ich abnehmen muss“ haben in der Kommunikation mit Kindern keinen Platz. Solche Sätze können dazu führen, dass Kinder ein ungesundes Verhältnis zu ihrem eigenen Körper und dem Essen entwickeln. In meiner Praxis sehe ich immer wieder, wie Aussagen dieser Art das Selbstbild von Kindern negativ prägen oder sogar zu Essstörungen beitragen können. Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern ein entspanntes und genussvolles Essverhalten vorleben, das nicht von Diäten oder Kalorienzählerei bestimmt ist.

Kein Zwang am Esstisch

„Iss noch einen Löffel“ oder „Du darfst erst aufstehen, wenn du aufgegessen hast“ – solche Aufforderungen setzen Kinder unter Druck und nehmen ihnen die Freude am Essen. Kinder haben ein natürliches Hungergefühl, das sie selbst steuern können. Zwang am Esstisch kann dieses Gefühl durcheinanderbringen und langfristig dazu führen, dass Kinder Essen mit Stress und negativen Emotionen verbinden.

Kein Belohnen oder Bestrafen beim Essen

„Wenn du brav bist, bekommst du ein Eis“ – solche Belohnungen koppeln Essen an Verhalten und nicht an das natürliche Bedürfnis nach Nährstoffen und Genuss. Das Risiko: Kinder lernen, emotionale Belohnungen oder Trost durch Essen zu suchen. Essen sollte immer ein Teil des Alltags sein und nicht als Mittel zur Verhaltenssteuerung eingesetzt werden.

Keine negative Einstellung zu bestimmten Lebensmitteln

Aussagen wie „Schokolade ist schlecht“ oder „Pommes machen dick“ vermitteln Kindern, dass bestimmte Lebensmittel „böse“ sind. Das kann dazu führen, dass Kinder ein schlechtes Gewissen entwickeln, wenn sie solche Dinge essen. Eine ausgewogene Ernährung schließt auch mal Naschereien mit ein. Entscheidend ist, dass Kinder lernen, alles in Maßen zu genießen, ohne Lebensmittel in gut und böse zu kategorisieren.

Kein Multitasking während der Mahlzeiten

Essen sollte nicht nebenbei passieren – vor dem Fernseher, mit dem Tablet in der Hand oder während man unterwegs ist. Der Fokus sollte auf dem gemeinsamen Erlebnis am Tisch liegen. In meinen Workshops höre ich oft, dass Eltern keine Zeit für gemeinsame Mahlzeiten finden. Doch selbst kleine Rituale, wie das bewusste Frühstück am Wochenende, können viel bewirken und Kindern zeigen, dass Essen mehr ist als nur Nahrungsaufnahme – es ist eine Zeit für Familie und ein Akt der Achtsamkeit: gegenüber sich selbst, seinen Mitmenschen – aber auch gegenüber Lebensmittel, die uns guttun.

5 Do’s in der Kinderernährung

1. Selbstfürsorge vorleben – wie gehe ich mit mir selbst um?

Kinder lernen durch das, was sie bei uns sehen – und zwar viel mehr, als wir oft glauben. Sie beobachten genau, wie wir über uns und unseren Körper sprechen, wie wir essen und wie wir mit uns selbst umgehen. Wenn wir uns für jedes Stück Kuchen entschuldigen oder vor dem Spiegel kritisch mustern, übernehmen sie genau diese Unsicherheiten. Als ich vor einigen Jahren in einem Fachjournal las, dass rund 80% der Frauen mit ihrem Körper unzufrieden sind, war ich erschüttert. Aber wenn ich ehrlich bin, konnte ich das in meinem Umfeld und in meiner Beratungspraxis nur bestätigen. Diäten und der ständige Druck, abzunehmen, sind allgegenwärtig. Viele meiner PatientInnen, darunter auch junge Mädchen, haben durch genau solche Vorbilder schon früh ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper entwickelt. Vielleicht gerade weil ich in der Praxis so häufig erlebt habe, was derartige negative Selbstgespräche von Müttern vor deren Kindern auslösen können, war mir von Anfang an wichtig, ein positives Selbstbild vorzuleben. Fällt mir das immer leicht? Nein. Dennoch ist es eine klare Entscheidung gegen die Diätindustrie. Für mich ist Essen keine Strafe oder ein Mittel, um irgendwelchen unrealistischen Schönheitsidealen nachzueifern. Essen bedeutet für mich Freude, Genuss und vor allem Selbstfürsorge. Ich möchte mich gut fühlen, gesund sein und meinen Körper nähren. Diese Haltung möchte ich auch meinen Kindern mit auf den Weg geben. Essen soll nicht mit Schuldgefühlen oder Verzicht verbunden sein, sondern mit Wohlbefinden und Freude. Ich möchte, dass meine Kinder lernen fürsorglich mit sich umzugehen – unabhängig von gesellschaftlichen Idealen. Und das beginnt bei mir selbst. Was ich vorlebe, prägt ihre Einstellung zum eigenen Körper und zur Ernährung. Selbstfürsorge ist der Schlüssel.

Essenszeit = Familienzeit

Ein gemeinsames Essen ist nicht nur eine Zeit, um satt zu werden, sondern ein Raum, in dem wir als Familie zusammenfinden. Gerade Kinder brauchen diesen emotionalen Halt und die Sicherheit von festen Essensritualen. In einer Studie über familiäre Essgewohnheiten wurde deutlich, dass Kinder, die regelmäßig mit der Familie essen, emotional stabiler sind und gesündere Essgewohnheiten entwickeln. Bei uns zu Hause ist das Frühstück und das Abendessen heilig: Wir sitzen zusammen, tauschen uns über den Tag aus, lachen und erzählen Geschichten. Und während wir das tun, lernen die Kinder ganz nebenbei, dass eine gesunde Ernährung auch Genuss bedeutet. Es ist unser tägliches Familienritual, bei dem nicht nur die Teller, sondern auch unsere Herzen gefüllt werden.

Ausgewogenheit vorleben

Kinder brauchen Vorbilder, um zu verstehen, wie eine ausgewogene Ernährung aussieht. Eine ausgewogene Ernährung bietet alles, was der Körper braucht – und das auf unkomplizierte Weise. In meinen Beratungen frage ich oft: „Wie sieht euer typischer Esstisch aus?“ Und oft höre ich, dass es entweder zu wenig Vielfalt gibt oder die Kinder sehr einseitig essen. Was ich meinen PatientInnen zeige, ist, dass Ausgewogenheit nicht kompliziert sein muss: Ein einfaches Beispiel ist ein Teller mit Vollkornnudeln, etwas Gemüse wie Karotten oder Paprika, einer Proteinquelle wie Hühnchen oder Tofu und dazu ein Schuss Olivenöl. Diese einfache Kombination deckt wichtige Nährstoffe ab und ist dabei lecker. Kinder lernen, dass man nicht ständig neue Rezepte erfinden muss, um gesund zu essen – es geht darum, eine Balance zu finden und Freude daran zu haben, verschiedene Lebensmittel zu kombinieren.

Körpersignale ehren und respektieren

Der respektvolle Umgang mit den Körpersignalen ist entscheidend. Als ich meinen Mann kennenlernte, war ich überrascht, dass er oft etwas auf dem Teller ließ und sagte: „Ich bin satt.“ Das kannte ich aus meiner Kindheit nicht, denn dort hieß es eher: „Das bisschen geht aber schon noch, oder?“ Was ich daraus gelernt habe, ist, wie wichtig es ist, das natürliche Sättigungsgefühl zu respektieren. In meiner Praxis sehe ich oft Kinder, die verlernt haben, auf ihre Körpersignale zu hören, weil sie immer zu Ende essen mussten oder ihr Hunger nicht ernst genommen wurde. In unserer Familie frage ich meine Kinder ganz bewusst: „Bist du satt? Fühlst du dich wohl?“ Wir reden offen darüber, dass es okay ist, nicht immer alles aufzuessen oder mal etwas abzulehnen. Das gibt den Kindern das Vertrauen, dass ihr Körper weiß, was er braucht, und dass sie lernen dürfen, auf sich selbst zu hören.

Geduld haben

Ein weiterer entscheidender Punkt ist Geduld. Kinder brauchen oft viele Anläufe, um sich an neue Lebensmittel zu gewöhnen. Laut dem Mere-Exposure-Effekt braucht es mehrere positive Begegnungen mit einem Nahrungsmittel, bevor ein Kind es wirklich akzeptiert. In meiner Praxis habe ich viele Eltern, die frustriert sind, weil ihr Kind Gemüse ablehnt. Meine Antwort ist immer: „Bieten Sie es immer wieder an, aber ohne Zwang.“ Bei uns zu Hause ist es genauso: Wenn ein neues Lebensmittel auf den Tisch kommt, wie zum Beispiel Brokkoli, sage ich einfach: „Heute gibt es wieder Brokkoli. Ihr könnt probieren, wenn ihr möchtet.“ Manchmal probieren sie es, manchmal nicht – und das ist in Ordnung. Denn je öfter Kinder die Möglichkeit haben, etwas zu probieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie es irgendwann akzeptieren. Es geht darum, entspannt zu bleiben und nicht jedes Essen zum Kampf zu machen. Bester Beweis: Mein Vierjähriger liebt mittlerweile Brokkoli, und neuerdings haben es ihm auch Anchovis angetan. Einfach, weil mein Mann die selbst gerne isst und mein Sohn immer wieder mitgekostet hat.

Fazit: Positive Beziehung zum Essen fördern

Wenn wir als Eltern diese Prinzipien vorleben, zeigen wir unseren Kindern nicht nur, was gesunde Ernährung ist, sondern auch, dass Essen Freude und Wohlbefinden bringt. So legen wir den Grundstein für eine positive Beziehung zum Essen, die sie ihr

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